Die Hilflosen der Welt: Flüchtlinge

Die Hilflosen der Welt: Flüchtlinge

Eine Bewertung von Prof. Dr. Kudret BÜLBÜL, dem Dekan der Fakultät für Politikwissenschaften an der Yıldırım Beyazıt Universität zu Ankara.

Der 20. Juni wird als „Weltflüchtlingstag“ begangenen. Dieser Tag ist den Flüchtlingen gewidmet, die als die Hilflosen der Erde gelten und über die wir meistens nur reden und deren Probleme generell ignoriert werden, obwohl wir die Welt mit ihnen teilen.

Eine diesbezügliche Bewertung von Prof. Dr. Kudret Bülbül, Dekan der Fakultät für Politikwissenschaften an der Yıldırım Beyazıt Universität in Ankara.

Aktuell ist die Rede von 65 bis 70 Millionen Flüchtlingen. Mit dieser Bevölkerungszahl würden die Flüchtlinge das 20. größte Land ausmachen. Die Zahl der vertriebenen Menschen hingegen soll 400 Millionen betragen.

            Die Zahlen sind hoch. Allein diese Zahlen belegen unsere Gefühllosigkeit für die Menschen mit Gewissen. Gleichzeitig überschattet die kalte Realität der Zahlen die Leiden, Tränen, Todesopfer, Grausamkeiten und Vertreibungen. Die Leiden eines jeden Flüchtlings, ob Baby, Kind, Frau oder Alte werden in den mit Millionen angegebenen Zahlen meist vergessen. Dabei ist jede Flucht und Migration für die Menschen eine Trennung von den vielleicht tausend jährigen Territorien, ein Zusammenbruch, eine Erschöpfung, ein Schrei. Wer will schon die Territorien seiner Vorfahren, seiner Eltern verlassen und in eine Unsicherheit, Ungewissheit aufbrechen? Jede Migration ist eine schwierige und endgültige Entscheidung, die alles aus der Vergangenheit der gelebten Geographie und alle Hoffnung für die Zukunft ausschöpft.

Die meisten Flüchtlinge kommen der Reihe nach aus Syrien, Afghanistan, Süd-Sudan und Somalia. Das traurige ist aber, bis 2010 gehörte Syrien zu den Ländern, die die meisten Flüchtlinge aufnahmen. Heute ist Syrien das Land, aus dem die meisten Menschen zu Flüchtlingen werden. Dies ist eigentlich ein warnendes Beispiel für jene Menschen in Ländern, die denken, niemals selbst zu Flüchtlingen zu werden und deren einziges Problem es ist, einen Flüchtlingsansturm im eignen Land zu verhindern. In der Weltgeschichte gibt es kaum eine Nation, die nicht zur Flucht gezwungen war und zu Migranten geworden ist.

Die Länder, aus denen die meisten Flüchtlinge kommen, waren aus irgendeiner Weise einem Eingriff aus dem Westen ausgesetzt. Es sind jene Länder, die zum Konfliktbereich der globalen Strategien geworden sind. Während die globalen Mächte ihren Konflikt austragen, Leiden die Flüchtlinge. Zweifelsohne sind die Konflikte der globalen Strategien nicht der einzige Grund für die Flüchtlingskrise. Die inneren Unruhen in den Ländern, schlechte Verwaltung, politische Probleme, wirtschaftliche Gründe, Hunger, Dürre und viele andere Gründe können genannt werden. Die Klima-Migration angesichts der globalen Erderwärmung ist ein weiterer Grund.

Zur Lösung von großen Flüchtlingswellen sind große Bemühungen notwendig. Aber manchmal sind kleine Selbstlosigkeiten für eine Lösung ausreichend. Ein Brunnen in einem Dorf in Afrika kann mit geringen Kosten ausgegraben werden. Aber dieser eine Brunnen kann die Migration aus dem Dorf verhindern. Diese Bemühungen können das Problem vielleicht nicht gänzlich lösen, aber zumindest einen Willen darlegen. Wie die Ameise, die Wasser trug, um das Feuer von Abraham zu löschen. Manchmal kann eine kleine Selbstlosigkeit sogar Leben retten. Wie die Antwort des Mannes, der die gestrandeten Seesterne ins Meer zurückwarf: „Ja, ich kann nicht alle retten und deshalb kann es sinnlos vorkommen. Aber jeder Seestern, den ich ins Meer zurückwerfe, erhält ein neues Leben.“ Die Tugend eines Menschen kommt nicht von seiner Position oder seinem Reichtum, sondern seiner Sorge für andere.

Werden wir uns damit begnügen, mit kalten Analysen nur die Leiden der Flüchtlinge zu identifizieren und traurig unseren Weg fortsetzen? Werden wir uns nicht mit den für die Leiden Verantwortlichen beschäftigen?

Natürlich nein. Wir werden die schlechten Verwaltungen mit ganzer Kraft kritisieren, die in den Ländern keine Hoffnung zurücklassen sowie die Hoffnungen auf die Vergangenheit und Zukunft der Menschen rauben. Natürlich müssen wir auch die imperialistischen Ziele darlegen, die die globalen Strategien auf die Hilfslosigkeiten der Menschen oder Länder wie Albträume einfallen und unmenschlicher Gleichgültigkeit gegen Leiden errichtet werden. Gleichzeitig müssen wir die internationale Politik, die nicht nach Interessenindex, sondern nach Prinzipienindex handelt und wertezentrierte Länder bei jeder Gelegenheit wertschätzten. Obwohl sie nicht zu den reichsten Ländern der Welt gehören, ist im Zusammenhang mit den syrischen Flüchtlingen die Last der Türkei, des Libanons und Jordaniens ein Vielfaches grösser als die Last vom Rest der Welt. Allein in der türkischen Stadt Kilis leben mehr syrische Flüchtlinge als in mehreren westlichen Ländern. Seit Beginn der Krise sollen mehr als 300.000 Flüchtlingsbabys in der Türkei auf die Welt gekommen sein. Dabei sind diese Länder auf keine Weise ein Teil des Problems der Syrien-Krise.  

Auf der anderen Seite sind die globalen Akteure ein Teil des Problems. Ihr Interesse an Syrien steht hauptsächlich im engen Bezug auf ihre eigenen Interessen für mehr Militärausgaben, Waffenverkauf und die Vertiefung der Nichtlösung.

Die internationale Gemeinschaft muss diese globalen Akteure dazu drängen, für einen Schadenersatz noch mehr Verantwortung zu übernehmen. Menschlich, moralisch, gewissenhaft, universell, religiös, ideologisch, egal welche Bezeichnung auch immer, jede Art von prinzipieller Ansatz macht dies nötig.

Für eine Lösung muss noch mehr Bewusstsein geschaffen werden. Das wiederum ist nicht die Aufgabe der globalen Akteure, die ein Teil des Problems sind, sondern hauptsächlich der Nichtregierungsorganisationen. Während die globalen Strategien ein wichtiger Grund für die Qualen der Flüchtlinge sind, bleiben die um eine Lösung bemühten Nichtregierungsorganisationen lokal oder regional. Um ein globales Bewusstsein zu schaffen, müssen Nichtregierungsorganisationen noch mehr globale Kooperationen anstreben und mit Berichten sowie Analysen die internationale Gemeinschaft noch mehr informieren. Eigentlich ist das nicht nur die Aufgabe von Nichtregierungsorganisationen, sondern eine Aufgabe von uns allen. Denn jedes menschliche Problem oder Drama, für dessen Lösung wir keinen Beitrag leisten, macht uns nicht nur gesinnungslos und tugendlos. Jedes nicht gelöste Drama kann ein noch höherer Preis für die Menschheit bedeuten.

 

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